Photo: Wiesbaden-Sauerland, Nähe Sylter Straße
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Brich, o Morgensonne
1.) Brich, o Morgensonne,
Lieblich doch herfür!
Gott, ich will mit Wonne
Kindlich danken dir.
Denn du hast beschützet
Mich die ganze Nacht,
Dass mich nicht beschmutzet
Satans List und Macht.
2.) Geht herfür, ihr Sterne,
Bleicher Mond, brich an,
Leuchtet uns von ferne,
Dass mein Mund doch kann
Jetzt sein Opfer bringen
Und mit süßem Ton
Unserm Gott lobsingen
Vor dem Gnadenthron!
3.) Kommt, ihr Gotteskinder,
Lasst des Höchsten Wort
Wohnen auch nicht minder
Unter uns hinfort.
Hebt die Freudenpalmen
Jauchzend himmelan,
Singt die schönsten Psalmen,
Die man finden kann.
4.) Lasset jetzt erschallen
Manchen Lobgesang,
Ist doch auch ein Lallen,
Das ohn’ allen Zwang
Aus dem Herzen gehet,
Gott sehr lieb und wert,
Gott, der das erhöhet,
Was nur ihn begehrt.
5.) Lasst vor allen Dingen,
O ihr Christenleut,
Eure Stimm’ erklingen,
Gottes Herrlichkeit
Tag und Nacht zu preisen.
Lasst Herz, Sinn und Mut
Ehr’ und Dank erweisen
Gott, dem höchsten Gut.
6.) O du Geist von oben,
O du süßes Licht,
Lass uns, Gott zu loben,
Doch ermüden nicht.
Unser Herz kann spüren
Deine Gegenwart,
Wo das Modulieren
Niemals wird gespart.
7.) Unser Herz soll heißen,
Herr, dein Psalterspiel,
Das sich wird befleißen,
Dich ohn’ End und Ziel
In der Welt zu loben.
Auch mein Geist, allein
Stets zu dir erhoben,
Soll dein’ Harfe sein.
8.) Herr, es soll da singen
Nicht der bloße Mund,
Noch ein Lied erklingen
Ohn’ des Herzen Grund:
Nein, es soll mit Tränen
Aus der Seelen gehn,
Die sich stets wird sehnen,
Dich mit Lust zu sehn.
9.) Bald so will ich beten,
Herr, aus ganzer Macht,
Bald so will ich treten
Voller Glaubenspracht
Vor den Thron der Gnaden,
Wenn ein großer Schmerz
Schwerlich hat beladen
Mein betrübtes Herz.
10.) Bald so will ich schreien,
Wenn der Feinde Schar
Nah’ ist, nach dem Dräuen (a)
Mich zu würgen gar.
Bald so will ich bitten,
Wenn ich Armer steh
Gleichsam in der Mitten
Und mein Grab anseh.
11.) Bald so will ich loben,
Wenn zur argen Zeit
Für der Feinde Toben
Du mich hast befreit,
Ja, mich aus der Höllen
Gleichsam hast gebracht,
Will ich dann bestellen
Deinen Ruhm mit Macht.
12.) Herr, dein Lob ausbreiten
Ist der Engel Lust,
Drum soll dies bei Zeiten
Mir auch sein bewusst.
Ja, die kleine Kinder
Sollen früh und spat
Rühmen, Herr, nicht minder
Deine Majestät.
13.) Lass im ganzen Leben
Mich, o Gott, nur dich
Und dein Tun erheben,
Lass mich würdiglich
Dich mit süßen Weisen
Rühmen in der Welt,
Bis ich werde preisen
Dich im Himmelszelt.
(a) Drohen
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Text: Johann Rist
Melodie: keine Angabe
Über Psalm 77, Vers 4 und 7
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gefunden in:
A. Fischer / W. Tümpel:
Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts,
Band 2, Hildesheim 1964.
Thema: Morgenlied
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Johann Rist (* 8. März 1607 in Ottensen (heute Stadtteil von Hamburg); † 31. August 1667 in Wedel (Holstein)) war ein deutscher Dichter, Kirchenlieddichter und evangelisch-lutherischer Prediger.
Rist war der Sohn des aus Nördlingen stammenden evangelischen Pastors in Ottensen Caspar Rist und seiner Ehefrau Margarethe Ringemuth. Nach erstem Unterricht durch den Vater besuchte Rist das Johanneum in Hamburg; später dann das Gymnasium in Bremen.
An der Universität Rinteln studierte Rist Theologie u.a. bei Johannes Gisenius und Josua Stegmann. Um 1626 wechselte er an die Universität Rostock. Nach dem Studium ging Rist nach Hamburg zu seinem Rostocker Kommilitonen Ernst Stapel. Mit diesem schrieb und publizierte er Theaterstücke und trat auch selbst als Darsteller auf.
1633 wurde Rist Hauslehrer beim Landschreiber Heinrich Sager in Heide. Im gleichen Jahr verlobte er sich mit Elisabeth Stapel, der Schwester des früh verstorbenen Freundes Ernst Stapel und des Pinneberger Amtmanns Franz Stapel. Durch Hilfe des letzteren wurde er im Frühjahr 1635 zum Pastor im damals dänischen Wedel an der Unterelbe nahe Hamburg berufen. Kurz nach seinem Amtsantritt heiratete Rist seine Verlobte. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen zwei früh verstarben.
Beim Einfall der Schweden unter General Lennart Torstensson im Torstenssonkrieg, während des Dreißigjährigen Krieges, verlor Rist durch Plünderungen seine wertvolle Bibliothek. Im Zweiten Nordischen Krieg verlor Rist 1658 noch einmal alles Hab und Gut und musste mit seiner Familie nach Hamburg flüchten. Nachdem 1662 seine Frau Elisabeth gestorben war, heiratete Rist zwei Jahre später Anna Hagedorn, geb. Badenhop, die Witwe seines 1660 verstorbenen Freundes Johann Philipp Hagedorn; sie starb 1680.
Ab 1663 veröffentlichte Rist in lockerer Folge sechs Monatsgespräche, Dialoge über jeweils ein spezielles Thema: Januar – die Tinte; Februar – das Landleben, März – der Stein der Weisen, April – die Malerei, Mai – Lese- und Schreibkunst, Juni – die Todesbetrachtung. Nach Rists Tod wurden die restlichen sechs Monatsgespräche durch Erasmus Finx ergänzt. Johann Rist starb hochgeachtet am 31. August 1667 im Alter von 60 Jahren in Wedel.
Johann Rist gilt neben Paul Gerhardt als der bedeutendste protestantische geistliche Dichter des 17. Jahrhunderts.
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Johann von Rist (1607-1667) was a German poet and dramatist best known for the hymns he wrote. He was born at Ottensen in Holstein (today Hamburg) on 8 March 1607; the son of the Lutheran pastor of that place, Caspar Rist. He received his early training at the Johanneum in Hamburg and the Gymnasium Illustre in Bremen; he then studied theology at the University of Rinteln. Under the influence of Josua Stegman there, his interest in hymn writing began. On leaving Rinteln, he tutored the sons of a Hamburg merchant, accompanying them to the University of Rostock, where he himself studied Hebrew, mathematics, and medicine. During his time at Rostock, the Thirty Years War almost emptied the University, and Rist himself lay there for several weeks, suffering from pestilence.
In 1633 he became tutor in the house of Landschreiber Heinrich Sager at Heide, in Holstein. Two years later (1635) he was appointed pastor of the village of Wedel on the Elbe. The same year he married Elisabeth Stapel, sister of Franz Stapel, bailiff of nearby Pinneberg. They had 5 children, of whom 2 died early; Elisabeth died 1662. In 1664 he married Anna Hagedorn, born Badenhop, widow of his friend Phillipp Hagedorn. He died in Wedel on 31 August 1667.
Rist first made his name known to the literary world by a drama, Perseus (1634), which he wrote while at Heide, and in the next succeeding years he produced a number of dramatic works of which the allegory Das friedewünschende Teutschland (1647) and Das friedejauchzende Teutschland (1653) (new ed. of both by H. M. Schletterer, 1864) are the most interesting. Rist soon became the central figure in a school of minor poets. The emperor Ferdinand III crowned him laureate in 1644, ennobled him in 1653, and invested him with the dignity of a Count Palatine, an honor which enabled him to crown, and to gain numerous poets for the Elbschwanen order ("Elbe Swan Order"), a literary and poetical society which he founded in 1660. He had already, in 1645, been admitted, under the name Daphnis aus Cimbrien, to the literary order of Pegnitz, and in 1647 he became, as Der Rüstige, a member of the Fruchtbringende Gesellschaft ("Fruitbearing Society").