Nun weiche, du schwarze Trauersucht!

Nun weiche, du schwarze Trauersucht!

Nun weiche, du schwarze Trauersucht!

Photo: Felder in der Nähe der Sylter Straße/Schönaustraße in Wiesbaden-Dotzheim bzw. Wiesbaden-Schierstein
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Nun weiche, du schwarze Trauersucht!

1.) Nun weiche, du schwarze Trauersucht!
Nimm heute deine Flucht
Und fahr aus meinem Herzen
Mit dem erlittnen Schmerzen,
Nun weiche!

2.) Geschwinde, gib heute gute Nacht,
Weil nun ein Tag erwacht,
Der dich zwingt fortzuziehen.
Drum magst nur immer fliehen
Geschwinde!

3.) Du Nebel, der du der treuen Brust
Bisher getrübt die Lust,
Verkehre dich ins Leben.
So darfst noch länger kleben,
Du Nebel!

4.) Von hinnen, zieh fort Melancholei!
Ich sage dir nun frei:
Du hast die Schanz verloren.
Drum lauf in vollen Sporen
Von hinnen!

5.) Wir sehen jetzt Jesum auf dem Plan
Mit seiner Siegesfahn
Im Heldenschmuck herprangen
Zu Trotz der alten Schlangen
Wir sehen.

6.) Die Sonne schwingt sich ganz froh empor
Und läuft den Weibern vor:
Es will mit goldnen Strahlen
Des Josephs Grab bemalen, (a)
Die Sonne.

7.) Bring Wonne, mein Jesu, Lebensfürst
Nach dem mein Herze dürst’
Umschränke mich mit Segen
Auf allen meinen Wegen,
Bring Wonne!

8.) Den Sinnen gib deinen Freudengeist,
Wie mir dein Wort verheißt.
Werd ich ihn bei mir haben,
So mangeln keine Gaben,
Den Sinnen.

9.) Ich schließe und rufe frei:
Triumph, Triumph aufs neu.
Bleib aber auch ergeben,
Dir, Jesu, meinem Leben,
Ich schließe.

(a) Drei Frauen kamen am Ostermorgen an das Felsengrab, das Joseph von Arimathäa zur Verfügung gestellt hatte, um den Leichnam Jesu beizusetzen. Den vor dieses Grab gewälzte Stein fanden sie entfernt, als Jesus auferstanden war.
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Autor: Laurentius Wolfgang Woytt
Melodie: Eigene Melodie
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Andächtige Nachtigallen-Schläge
Der Gott-geheiligten Philomele
mitgetheilet vom Verfasser
Laurentio Wolfgang Woytt
Druck und Verlag: G.W. Göbel
Schleusingen, 1712
Thema: Ostern
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Laurentius Wolfgang Woytt (* 5. April 1672 in Königstein in der Oberpfalz, † 12. Dezember 1739) war ein evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Er wurde als Sohn eines Schulmeisters geboren und bereits 1692, mit 19 Jahren, zum Pfarrer von Hafenpreppach (heute Ortsteil von Maroldsweisach in Unterfranken) berufen. Dieser Anstellung folgten – nach bestandenem Studienabschluss und Approbation – weitere in Aschenhausen, Bibra in Thüringen, Wasmuthhausen und Markt Einerstein in Franken. Woytt war seit 1701 Mitglied des Pegnesischen Hirten- und Blumenordens, einer 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, die bis heute besteht. Nach dem Brauch dieser Gemeinschaft wählte Woytt sich als Mitgliedsnamen ‘Philidor’, als zugehörige Blume suchte er sich den Wintergrün aus. Seine geistlichen Lieder sind in seiner 1712 in Schleusingen erschienenen Sammlung ‘Andächtige Nachtigallenschläge der gottgeheiligten Philomele’ und im 1721 verlegten ‘Gottgeheiligten Liederkern’ veröffentlicht. In Johann Caspar Wetzels Kirchenliedsammlung ‘Hymnopoeographia’, am Verlagsort Herrnstadt von 1719 bis 1724 herausgegeben, sind 76 Lieder aus Woytts Feder aufgeführt. Sein Sohn Georg Christian Woytt (1694–1764) war ebenfalls Pfarrer und Dichter.
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